Nun war der Tag gekommen, an dem wir nach fast 6 Wochen Abschied von Wolfgang und seiner Familie nahmen.
Am Montag werden wir mit Margret nach Regina fahren. Dort wollen wir mit ihr vor unserem Abflug rund 2 entspannte Tage verbringen; es soll ein Dankeschön sein für ihre Gastfreundschaft, die wir solange genießen durften.
Zum Abschieds-Abend auf der Ranch waren selbstverständlich auch Freunde eingeladen.
Dafür mussten dann auch eigene Hühner "herhalten"; wir nahmen mal an, sie httben sich freiwillig für den Grill gemeldet - so wie in "Das Restaurant am Ende des Universums" *).
Die Kinder waren solche chirurgischen Arbeiten gewöhnt und halfen:
Die Hühner brachten gewaltig was auf die Waage; es sollten ja auch alle satt werden!
Die Gäste trafen ein und in lockerer Runde wurden die letzten Arbeiten und Änderungen auf der Ranch begutachtet. Der aus dem Grill strömende Geruch verhieß Gutes - und hielt es auch!
Langsam senkte sich die Dunkelheit auf die Landschaft. Neben einigen Leuchten erhellte nur noch das Lagerfeuer die Umgebung.
Am Feuer machten es sich die Kinder gemütlich und nutzten es aus, dass sie noch nicht ins Bett mussten; man kann ja auch am Feuer schlafen.
_____ *) Im Milliways, dem Restaurant am Ende des Universums kommt eine Art Kuh zu Zaphod, Ford, Arthur und Trillian an den Tisch, empfiehlt ihnen als Hauptgericht Fleischstücke aus ihrem eigenen Körper und führt Diskussionen mit den Gästen, weil diese das Angebot natürlich sehr seltsam finden. "Ich geh jetzt in die Küche und erschieß mich - keine Sorge, ich mach's ganz human."
Schon 2013 hatten wir über Saskatchewan geschrieben. Auch wenn in British Columbia und Alberta viel mehr spektakuläres Sightseeing möglich ist, so hat auch diese Prärie-Provinz ihre zum Teil kargen Reize.
Die ersten Europäer kamen 1690 in dieses Gebiet, aber erst 1905 gab es Saskatchewan in den heutigen Grenzen. Es ist die einzige Provinz, die nur künstlich gezogene Grenzen hat. Die Hauptstadt wurde Regina (1882 gegründet), die davor den relativ unschönen Namen „Pile of Bones“ (Knochenhaufen) hatte, weil es in der Gegend große Mengen Bisonknochen gab. Aber wer möchte schon im "Knochenhaufen" wohnen??
Auf den Autokennzeichen steht: "Land of Living Skies".
Da ist was dran, wie mein 360°-Panorama in Ranchnähe zeigt:
Schon 2013 erstaunte uns, wie die Leute so einfach die Häuser oder Scheunen aufgeben und sie ihrem Schicksal überlassen. Das alte Ranchhaus ist dafür auch ein Beispiel. Vor gut 30 Jahren sind die Menschen ausgezogen; die halbe Ausstattung ist noch da, selbst Kleider hängen noch im Schrank.
Aber auch auf dem Nachbargrundstück fanden sich solche Motive:
Mit was soll denn nun der Lebensunterhalt verdient werden?
Also fahren wir mal auf die Ranch
(keine Sorge, nur die letzten Meter):
Der Schwerpunkt sind die Pferde. Nicht nur für Reitunterricht, sondern auch zur Zucht. Und Pferde werden zugeritten, um sie so zum Beispiel für ihre Arbeit beim Viehtrieb auszubilden.
Die wohl gefüllte Sattelkammer:
Um die Pferde dafür zu trainieren, braucht man z.B. Kühe. Die "liefern" - wenn gewünscht - auch Kälbchen, die aufgezogen und verkauft werden.
Im "Slough" (hier aber wie "sluuh" ausgesprochen) ist genug Wasser für die Tiere:
Die Hühner "stiften" Eier und Fleisch, für den eigenen Bedarf wie auch für den Verkauf:
Die Schweine dienen - na klar - zur Fleischgewinnung. Die kleinen Potbelly-Schweine sind allerdings als Haustiere gefragt, ebenso wie die Kaninchen.
Hier wurde unter Lukas' Aufsicht der Schweinestall hergerichtet, indem der Müll der letzten Jahrzehnte heraus geschafft wurde:
Mit Lamafleisch soll ein neuer Markt erschlossen werden:
Nicht zu vergessen: Schafe, Enten, Puten, Gänse:
Nun zu den unentbehrlichen tierischen "Angestellten":
Die Hunde wachen über die Tiere, treiben sie und sind ein wichtiger Schutz gegen die reichlich vorhandenen Kojoten, für die die Ranch wie eine neue Aldi-Filiale ist.
Unser Favorit ist "Boomer", der sich über Tag nicht aus der Ruhe bringen lässt. Wo andere Hunde wie verrückt an dir hochspringen, dich mit endlosem hektischen Schwanzwedeln begrüßen, bedeutet für Boomer diese kleine Begrüßungsgeste, dass er schon kurz vor der Ekstase ist:
In der Nacht, wenn Kojoten sich nähern, wird Boomer dann aber zur gnadenlosen rasenden Kampfmaschine - so wird uns glaubhaft versichert. Ansonsten passt er pflichtbewusst auf Lukas auf, den er NIE aus den Augen lässt.
Auch die Esel werden gegen die Kojoten eingesetzt. Im Gegensatz zu Pferden, die ja Fluchttiere sind, gehen Esel mit aller Entschlossenheit auf die Kojoten los.
Ebenfalls zum Wachpersonal gehören die Alpakas, die stets alles im Blick behalten, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. Sie bekämpfen auch die Kojoten, wenn nötig.
Ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn so ein Alpaka vorsichtig auf dich zukommt, dich in aller Ruhe - Auge in Auge! - beschnuppert, um dich damit in seine private Datenbank aufzunehmen.
Was die Katzen machen, muss wohl nicht erläutert werden, oder? Ansonsten gibts hier Informationen :-)
Alle Tiere werden natürlich von den Kindern mitbetreut. Selbstverständlich haben die Tiere auch Namen, auch wenn klar ist, dass sie demnächst z.B. in der Tiefkühltruhe landen.
Natürlich werden neben viel Platz auch Maschinen benötigt!
Machen wir zunächst einmal einen kleinen Rundum-Blick:
Nun zu einigen Großgeräten:
Hier die bereits bekannte Zusammenstellung aus einer anderen fotografischen Perspektive:
Es gibt es eine ganze Menge kleinerer Maschinen, von Kleintraktoren bis hin zu Rasenmäher, Freischneider, Kettensäge usw. Und eine große Werkstatt, in die man demnächst auch mit dem Traktor zwecks Wartung und Reparatur hineinfahren kann.
Auch Florian musste nun das Fahren üben:
Das selbst geerntete Heu...
...spart zusätzliche Ausgaben für Futter im Winter:
Am Vormittag wurden Florian und Lukas von den Eltern nach Assiniboia zu Margret gebracht. Wir hatten lange überlegt, was wir mit den beiden Jungen machen sollten. Mit den beiden Mädchen waren wir ja nach Saskatoon gefahren und nun stand noch eine Aktion allein mit den Jungs an.
Während Lukas eigentlich keine Vorstellung hatte, konnte Florian sich überhaupt nicht so recht entscheiden. Er war aber dann - in letzter Minute - mit dem Vorschlag einverstanden, ins "Kinsmen-Sportsplex" zu fahren. Florian ist nämlich eine "Wasserratte".
Wir fuhren mit dem großen Van der Eltern nach Moose Jaw, denn dieses Auto hatte für die Passagiere einen DVD-Player zu bieten, einen nicht zu unterschätzenden Vorteil bei diesen langen Strecken ("Wann sind wir endlich daaaaaaaaa?").
Bis Moose Jaw sind die "bekannten" 100 Kilometer zu fahren; mit dem richtigen Video im Player waren die beiden auch zufriedene Beifahrer.
Nur ist man nach 100 km Fahrt erst mal wieder hungrig! Wie soll man die anstrengende Toberei im Schwimmbad überstehen?
Also rein ins "Bonanza": da gab es ein Buffet, an dem man sich nach Lust und Laune bedienen konnte. Und Lukas hatte das (passende?) T-Shirt an, auf dem sich ein Großteil des Ketchups wieder fand, sofern der sich nicht irgendwo kunstvoll in seinem Gesicht niedergelassen hatte.
Nach der Stärkung: ab ins Bad! Die zwei Jungen nutzten die Stunden aus, um lustvoll im Wasser zu tollen, die lange Wasserrutsche hinunter zu sausen und mit uns herum zu toben.
Aber irgendwann ist die Luft raus und die Energie verbraucht. Erschöpft, aber blitzsauber (vor allem Lukas!) begaben wir uns zu "Tim Hortons", um neue Kraft für den Rückweg zu tanken.
Hier schaffte Lukas es, innerhalb von 2 Minuten sein frisches blitzsauberes weißes Hemd und seine ebenso frische blitzsaubere weiße Hose in braun gesprenkelte neuartige Modeartikel zu verwandeln - vom Gesicht mal ganz zu schweigen.
Aber egal, die beiden waren happy und hatten einen schönen Tag mit Omi und Opi hinter sich, an dem sie ganz alleine deren volle Aufmerksamkeit genossen hatten.