Als wir im August 2015 nach Saskatchewan flogen, war uns klar, dass wir nicht nur Urlaub haben werden.
Wir gestehen: es waren 6 anstrengende Wochen in Kanada. Natürlich haben wir viel Freude mit unseren Enkeln gehabt.
Doch durch den gerade bewältigten Umzug von einer Ranch zur anderen hatte sich eine ganze Menge Arbeit angesammelt, die erledigt werden musste. Dabei haben wir geholfen, soweit es in unseren Kräften stand. Es war schon beachtlich, wie unsere Kinder in der kurzen Zeit den Umzug einer kompletten Ranch (mit allen Tieren, Maschinen und Material) zusammen mit vielen Freunden organisiert hatten.
Unter Zeitdruck stand das Ganze auch durch den nahenden Winter. Wenn man Temperaturen von mehr als -30 °C zu befürchten hat, dann muss man wohl überlegt und genau darauf achten, was man wie winterfest macht.
Es liegt noch eine ganze Menge Arbeit vor Wolfgang und Heike. Unterstützt werden sie von Heikes Mutter Margret, die mit ihrem „Vorposten“ in Assiniboia tagtäglich und oft auch „nachtnächtlich“ eine nicht zu unterschätzende und unbezahlbare Hilfe ist.
Die Pläne rund um die Ranch und die diversen Geschäftsideen scheinen uns gut und Erfolg versprechend zu sein. Aber: auch wenn wir selber keine Rancher sind, so würden wir uns doch etwas mehr Struktur und mehr voraus schauende Planung wünschen, damit die Kräfte besser gebündelt werden.
Auf jeden Fall: die nächsten Jahre wird die Familie noch ordentlich „wühlen“ müssen. Wir sind gespannt, wie viel sich bis zu unserem nächsten Besuch „getan“ haben wird. Dank Internet und Skype können wir das fast hautnah mit verfolgen... Es bleibt spannend!
Am Vormittag gab es noch "Restarbeiten" an Margrets Haus zu tun. Dazu kam noch eine Einweisung für Wolfgang und Heike in die Besonderheiten von Linux, das ja auf dem mitgebrachten alten Notebook installiert ist.
Wir hatten Glück mit dem Wetter! Bummel durch den Stadtkern, Mitbringsel aussuchen und kaufen. Margret nutzte natürlich die Gelegenheit, für ihren eigenen Haushalt einzukaufen.
Am Abend genossen wir Meeresfrüchte im "Red Lobster", einem Lokal, von dem Margret uns immer wieder vorgeschwärmt hatte. Und sie hatte zu Recht geschwärmt!!
Mittwoch, 23. September 2015
Nach dem Check-Out fuhren wir noch mit Margret zum Einkaufen. Ein kleiner Mittagsimbiss war natürlich auch noch "drin".
Dann meldete sich Conrad per Telefon. Er musste an diesem Tag zu einer medizinischen Untersuchung. Am frühen Morgen war er mit dem Bus nach Regina gefahren und hatte nun die Gelegenheit, mit Margret nach Assiniboia zurück zu fahren. Margret freute sich, dass sie auf der Rückfahrt Gesellschaft hat.
Aber zuvor wurden wir beim Delta-Hotel "abgeliefert", in dem wir die letzte Nacht vor dem Abflug verbringen werden. Wir hatten nur die 1 Übernachtung vor dem Abflug dort gebucht und für die zusätzlichen beiden Übernachtungen war uns dieses Hotel einfach zu teuer.
Direkt gegenüber befindet sich übrigens das Spielkasino (einfach mal bei StreetView einen Schwenk machen), aber wir widerstande dem Drang, unsere letzten Dollars dort zu "parken"... :-)
Nun kam der endgültige Abschied und es ist uns schon ein wenig seltsam zu Mute, allein in der Hotel-Lobby zu stehen.
"Endgültiger Abschied"???
Im Hotelzimmer angekommen, stellten wir fest, dass unsere Mitbringsel in Margrets Auto liegen geblieben waren. Wie blöd! Naja, dann muss das eben per Post nach Deutschland kommen...
Eine halbe Stunde später meldete sich die Rezeption. Margret war wieder da. Wir hatten nicht nur die Mitbringsel vergessen, sondern auch noch Reinholds kleinen Rucksack mit der Kamera und anderem "Zeugs". - Uff!
Peinlich, peinlich - aber wir trugen es mit Humor und waren froh, dass Margret und Conrad es rechtzeitig gemerkt hatten - und nicht erst 175 km weiter in Assiniboia!
Also nochmal: Endgültiger Abschied!!
Donnerstag, 24. September 2015
Früh aufstehen, lecker frühstücken, mit dem bestellten Taxi zum Flughafen (oder hier) fahren.
Wir zitterten, weil wir befürchteten, zu viel Gepäck zu haben. Aber es ging gut!
TurboProp-Maschine nach Calgary, 3 langweilige Stunden im Transit, noch langweiligerer Flug von Calgary nach Frankfurt.
Freitag, 25. September 2015
Wir landeten pünktlich, erwischten unsere Koffer, die als eine der ersten aufs Band kommen und hüpften kurz nach 9 Uhr in letzter Sekunde in den ICE - eine Stunde früher als geplant.
Erst im ICE konnten wir Enkel Ben benachrichtigen, der uns zusammen mit seinen Eltern Eva und Andy in Bonn/Siegburg abholte.
Wir waren zwar "knatschkaputt", aber ein von Eva und Angela (Birgits Schwester) liebevoll vorbereitetes Frühstück half uns wieder auf die Beine.
Nun war der Tag gekommen, an dem wir nach fast 6 Wochen Abschied von Wolfgang und seiner Familie nahmen.
Am Montag werden wir mit Margret nach Regina fahren. Dort wollen wir mit ihr vor unserem Abflug rund 2 entspannte Tage verbringen; es soll ein Dankeschön sein für ihre Gastfreundschaft, die wir solange genießen durften.
Zum Abschieds-Abend auf der Ranch waren selbstverständlich auch Freunde eingeladen.
Dafür mussten dann auch eigene Hühner "herhalten"; wir nahmen mal an, sie httben sich freiwillig für den Grill gemeldet - so wie in "Das Restaurant am Ende des Universums" *).
Die Kinder waren solche chirurgischen Arbeiten gewöhnt und halfen:
Die Hühner brachten gewaltig was auf die Waage; es sollten ja auch alle satt werden!
Die Gäste trafen ein und in lockerer Runde wurden die letzten Arbeiten und Änderungen auf der Ranch begutachtet. Der aus dem Grill strömende Geruch verhieß Gutes - und hielt es auch!
Langsam senkte sich die Dunkelheit auf die Landschaft. Neben einigen Leuchten erhellte nur noch das Lagerfeuer die Umgebung.
Am Feuer machten es sich die Kinder gemütlich und nutzten es aus, dass sie noch nicht ins Bett mussten; man kann ja auch am Feuer schlafen.
_____ *) Im Milliways, dem Restaurant am Ende des Universums kommt eine Art Kuh zu Zaphod, Ford, Arthur und Trillian an den Tisch, empfiehlt ihnen als Hauptgericht Fleischstücke aus ihrem eigenen Körper und führt Diskussionen mit den Gästen, weil diese das Angebot natürlich sehr seltsam finden. "Ich geh jetzt in die Küche und erschieß mich - keine Sorge, ich mach's ganz human."
Schon 2013 hatten wir über Saskatchewan geschrieben. Auch wenn in British Columbia und Alberta viel mehr spektakuläres Sightseeing möglich ist, so hat auch diese Prärie-Provinz ihre zum Teil kargen Reize.
Die ersten Europäer kamen 1690 in dieses Gebiet, aber erst 1905 gab es Saskatchewan in den heutigen Grenzen. Es ist die einzige Provinz, die nur künstlich gezogene Grenzen hat. Die Hauptstadt wurde Regina (1882 gegründet), die davor den relativ unschönen Namen „Pile of Bones“ (Knochenhaufen) hatte, weil es in der Gegend große Mengen Bisonknochen gab. Aber wer möchte schon im "Knochenhaufen" wohnen??
Auf den Autokennzeichen steht: "Land of Living Skies".
Da ist was dran, wie mein 360°-Panorama in Ranchnähe zeigt:
Schon 2013 erstaunte uns, wie die Leute so einfach die Häuser oder Scheunen aufgeben und sie ihrem Schicksal überlassen. Das alte Ranchhaus ist dafür auch ein Beispiel. Vor gut 30 Jahren sind die Menschen ausgezogen; die halbe Ausstattung ist noch da, selbst Kleider hängen noch im Schrank.
Aber auch auf dem Nachbargrundstück fanden sich solche Motive:
Mit was soll denn nun der Lebensunterhalt verdient werden?
Also fahren wir mal auf die Ranch
(keine Sorge, nur die letzten Meter):
Der Schwerpunkt sind die Pferde. Nicht nur für Reitunterricht, sondern auch zur Zucht. Und Pferde werden zugeritten, um sie so zum Beispiel für ihre Arbeit beim Viehtrieb auszubilden.
Die wohl gefüllte Sattelkammer:
Um die Pferde dafür zu trainieren, braucht man z.B. Kühe. Die "liefern" - wenn gewünscht - auch Kälbchen, die aufgezogen und verkauft werden.
Im "Slough" (hier aber wie "sluuh" ausgesprochen) ist genug Wasser für die Tiere:
Die Hühner "stiften" Eier und Fleisch, für den eigenen Bedarf wie auch für den Verkauf:
Die Schweine dienen - na klar - zur Fleischgewinnung. Die kleinen Potbelly-Schweine sind allerdings als Haustiere gefragt, ebenso wie die Kaninchen.
Hier wurde unter Lukas' Aufsicht der Schweinestall hergerichtet, indem der Müll der letzten Jahrzehnte heraus geschafft wurde:
Mit Lamafleisch soll ein neuer Markt erschlossen werden:
Nicht zu vergessen: Schafe, Enten, Puten, Gänse:
Nun zu den unentbehrlichen tierischen "Angestellten":
Die Hunde wachen über die Tiere, treiben sie und sind ein wichtiger Schutz gegen die reichlich vorhandenen Kojoten, für die die Ranch wie eine neue Aldi-Filiale ist.
Unser Favorit ist "Boomer", der sich über Tag nicht aus der Ruhe bringen lässt. Wo andere Hunde wie verrückt an dir hochspringen, dich mit endlosem hektischen Schwanzwedeln begrüßen, bedeutet für Boomer diese kleine Begrüßungsgeste, dass er schon kurz vor der Ekstase ist:
In der Nacht, wenn Kojoten sich nähern, wird Boomer dann aber zur gnadenlosen rasenden Kampfmaschine - so wird uns glaubhaft versichert. Ansonsten passt er pflichtbewusst auf Lukas auf, den er NIE aus den Augen lässt.
Auch die Esel werden gegen die Kojoten eingesetzt. Im Gegensatz zu Pferden, die ja Fluchttiere sind, gehen Esel mit aller Entschlossenheit auf die Kojoten los.
Ebenfalls zum Wachpersonal gehören die Alpakas, die stets alles im Blick behalten, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. Sie bekämpfen auch die Kojoten, wenn nötig.
Ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn so ein Alpaka vorsichtig auf dich zukommt, dich in aller Ruhe - Auge in Auge! - beschnuppert, um dich damit in seine private Datenbank aufzunehmen.
Was die Katzen machen, muss wohl nicht erläutert werden, oder? Ansonsten gibts hier Informationen :-)
Alle Tiere werden natürlich von den Kindern mitbetreut. Selbstverständlich haben die Tiere auch Namen, auch wenn klar ist, dass sie demnächst z.B. in der Tiefkühltruhe landen.
Natürlich werden neben viel Platz auch Maschinen benötigt!
Machen wir zunächst einmal einen kleinen Rundum-Blick:
Nun zu einigen Großgeräten:
Hier die bereits bekannte Zusammenstellung aus einer anderen fotografischen Perspektive:
Es gibt es eine ganze Menge kleinerer Maschinen, von Kleintraktoren bis hin zu Rasenmäher, Freischneider, Kettensäge usw. Und eine große Werkstatt, in die man demnächst auch mit dem Traktor zwecks Wartung und Reparatur hineinfahren kann.
Auch Florian musste nun das Fahren üben:
Das selbst geerntete Heu...
...spart zusätzliche Ausgaben für Futter im Winter: