Rückblick auf unseren Besuch in Kanada
Gerade für Judith war diese Reise wie ein Abenteuer. Sie sah der Begegnung mit Vorfreude, Neugierde, aber auch mit etwas Unsicherheit entgegen. Hatte sie doch Saskia (15), Fiona (11) und ihr Patenkind Florian (9) vor 6 Jahren das letzte Mal gesehen! Und Lukas kannte sie nur von Bildern.
Wie würden Heike und besonders Bruder Wolfgang auf die reifer gewordene "kleine" Schwester reagieren?
Die sehr herzliche Begrüßung von allen nahm Judith die erste Unsicherheit. Schon nach wenigen Tagen bildeten die Kinder ihren größten Fanclub. Besonders für Saskia war Judith eine Bereicherung.
Judith erfüllte die wichtige Aufgabe der "Zwischengeneration". Jung genug, um über aktuelle Musik und Filme zu diskutieren, aber schon so erwachsen, dass sie von den Eltern ebenbürtig ernst genommen wurde.
Heike merkte man an, wie viel Spaß sie an der Unterhaltung mit Judith hatte. Auch bei Wolfgang wurde deutlich, dass Judith für ihn nicht mehr die kleine Schwester war, sondern zu einer Schwester geworden war, mit der man sich gerne "auf Augenhöhe" unterhalten wollte.
An die so andere Lebensart auf einer Ranch musste Judith sich erst gewöhnen. Doch bald versorgte sie gerne mit den Kindern die Tiere und genoß die ständigen Streichelaufforderungen der Hunde und der Katzen.
Anfänglich verwirrte sie das Durcheinander auf der Ranch. Im Laufe der Zeit wurde Judith aber vieles verständlich und erklärbar. Klar war auf den ersten Blick noch viel Durcheinander, ist die Familie doch erst seit einem Jahr auf diesem Grundstück und alles ist noch im Aufbau.
Für Birgit war natürlich sichtbar, wie viel sich seit letztem Jahr schon verändert hatte. Die ganze Anlage zeigte deutlich mehr Struktur. In Gesprächen wurde auch bei der Auswahl der Tiere, auf die sie sich konzentrieren wollen, eine konkretere Linie erkennbar.
Wir hatten auch dieses Jahr unser Domizil bei Margret in Town. Das ruhige Haus und die freundliche Betreuung durch Margret waren ein wohltuender Ausgleich zu dem "Gewusel" auf der Ranch.
Zu Anfang war das für Judith besonders wichtig, um die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten.
Birgit und Judith sind der Familie in Kanada sehr dankbar für die herzliche Gastfreundschaft.
Mittwoch, 07.09.2016
Ziemlich übermüdet erreichten wir nach der glücklichen Landung in Franfurt per ICE den Bonn/Siegburger Bahnhof. Dort wurden wir froh und erleichtert von Reinhold, Eva und Ben empfangen.
Eva konnte leider nicht mit nach Godesberg kommen. Da hat sie allerdings was verpasst, denn dort erwartete uns in Angelas Wohnung ein üppiges und liebevoll zubereitetes Frühstück.
Und dann kam die Frage: "Na, und wie war es?"
Tja, wie war es?
Judith und Birgit schauten sich an und lachten: "Interessant, aufregend, aber auch anstrengend!"
Dienstag, 06.09.2016
Jetzt war endgültig der Zeitpunkt für den "befürchteten" Abschied gekommen. Wolfgang hatte sich extra frei genommen, damit er uns auch noch zum Flughafen begleiten konnte. Bis auf Lukas mussten die Kinder allerdings zur Schule.
So begann schon morgens früh der erste Teil einer tränenreichen Verabschiedung. Am Flughafen hatten wir noch Zeit für eine Tasse Kaffee und ein paar Abschiedsfotos:
Doch dann musste auch der Rest der Mannschaft unter Tränen und herzlichen Umarmungen endgültig Abschied nehmen.
Besonders schwer war es für Judith. Sie hat aber den festen Vorsatz, die Familie in Kanada wieder zu besuchen, doch sie weiß nicht, wann sie wieder die Gelegenheit bzw. das nötige Geld dafür hat. Für Birgit stehen da, wenn alles gut geht, die Chancen besser.
Nun saßen wir mit einem "ordentlichen" Gefühlschaos im Flugzeug auf unserer langen Rückreise. Traurig um den Teil der Familie, die wir zurücklassen mussten und mit Vorfreude auf den Teil der Familie, der uns in Deutschland erwartete.
Montag, 05.09.2016
Lange hatten wir am Sonntagabend überlegt, wie und wann Judith und Birgit nach Regina zum Flughafen kommen. Doch dann übernahm das Wetter die Entscheidung. Es war "Family-Day", d.h. alle hatten schul- oder dienstfrei und leider regnete es in Strömen.
Kurzentschlossen fuhren wir alle gegen Mittag zum 100 km entfernten Moose Jaw ins Hallenbad schwimmen. Um 16:30 Uhr waren die Kinder tüchtig ausgetobt und nicht nur wir Omas hatten inzwischen eine schrumpelige Haut. Außerdem verspürten wir auch allmählich Hunger und Durst.
Daraufhin beschlossen wir, im neu eröffneten Steakhouse für Abhilfe zu sorgen:
Danach kehrten wir müde und zufrieden zu Margrets Haus nach Assiniboia zurück. Dort überraschte uns Heike mit einer Reihe liebevoll ausgesuchter Geschenke für die Familie in Deutschland und natürlich für Judith und Birgit.
Besonders gefreut haben sich Judith und Birgit über die selbstgehäkelten Topflappen und die von Fiona gehäkelten, farblich dazu passenden Tassenuntersetzer.
Sonntag, 04.09.2016
Heute war unser wirklich letzter Tag auf der Ranch. Das Wetter war deutlich kühler geworden und der Himmel leicht bedeckt. Ideale Bedingungen für die längst fälligen Familienfotos. Hierbei erfüllte Judith auch noch einige fotografischen Sonderwünsche der Familie.
Heike hatte die orginelle Idee, von Patentante Judith und Patensohn Florian eine Handskulptur aus Gips zu machen. Das Ergebnis sah erstaunlich realistisch und schön aus.
Am Nachmittag sind wir alle noch Mal nach Mossbank gefahren (auch am Sonntag war noch das Festival). Inzwischen hatte sich das Wetter aber stark eingetrübt. Nach 1 Stunde fuhren wir durchgefroren nach Hause. Schade!
Leicht wehmütig half Judith noch ein letztes Mal die Tiere zu versorgen und knuddelte ausgiebig die beiden Hunde Boomer und Sam.
In Kanada ist es üblich, dass jeder Farmer/Rancher einen Waffenschein und Jagdgewehre besitzt, um zum einen seinen Besitz besser vor z.B. Kojoten zu schützen, aber auch um ein eigenes krankes Tier von seinen Qualen zu erlösen. Zu bestimmten Jahreszeiten darf man mit entsprechender Jagderlaubnis auch für das freilaufende Wild auf die Pirsch gehen. Inzwischen hat Wolfgang selber Schein und Waffen, die er nun Judith zeigte. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie man mit diesen schweren Waffen zielen und treffen konnte. Daraufhin sind Bruder und Schwester in den hintersten Winkel des Yard gegangen und haben auf Flaschen geschossen. Judith hat sogar einmal getroffen, war aber noch länger etwas taub auf den Ohren.
Abends genossen wir alle einen herrlichen Rehbraten, von Margret lecker zubereitet. Das Reh (eigentlich: Weißwedelhirsch) war ein Jagdergebnis von Wolfgang aus dem letzten Winter.